Ein Projekt von Veronika Dimke
mit der Initiative „Keupstraße ist überall“

Portraits zum Gedenken an die Opfer des NSU

Pastellkreide auf Ingréspapier, ca.48 x 60 cm
Veronika Dimke, 2018 – 2022

Enver Şimşek
Abdurrahim Özüdoğru
Süleyman Taşköprü
Habil Kılıç
Mehmet Turgut
İsmail Yaşar
Theodoros Boulgarides
Mehmet Kubaşık
Halit Yozgat
Michèle Kiesewetter

"Brutal aus dem Leben gerissene Menschen zu porträtieren anhand von privaten Fotos und ohne engen Kontakt zu den Familien. Diese Aufgabe ist für mich zu etwas ganz Grossen geworden und lässt mich seit zwei Jahren nicht mehr los. Ich habe zirka 500 Stunden an diesen Bildern gesessen, oft haben mich die schlimmen Schicksale und der Mut der Familien nicht zur Ruhe kommen lassen. Die Ruhe, die es zum Porträtieren braucht. Gesichter zu malen von diesen Opfern von Rassismus und Hass ist sehr berührend und fühlte sich manchmal übergriffig an. Nie hätte ich gedacht, dass diese Arbeit so lange und intensiv ist. Ich wollte das pralle Leben darstellen, die Schönheit und Wärme dieser Menschen auf diesen privaten Erinnerungsfotos einfangen, die damals nichts ahnten von ihrem schlimmen Schicksal. Eine schöne Erinnerung schaffen an

Enver Şimşek * Abdurrahim Özüdoğru * Süleyman Taşköprü * Habil Kılıç * Mehmet Turgut * İsmail Yaşar * Theodoros Boulgarides * Mehmet Kubaşık * Halit Yozgat * Michèle Kiesewetter

Sehr bald war klar, dass es um Augenhöhe geht. Wer sind die Toten, die in Deutschland porträtiert und geehrt werden? Industrielle, Kanzler und Könige und andere Prominente hängen in den prunkvollen Sälen.

Wo sind die Opfer von Rassismus? Oft sind es die Namen und Perspektiven der Täter*innen, die in der Öffentlichkeit stehen.

Wo sind die Gesichter, die Namen der Opfer?

Die Fotos aus Familienalben fanden sich zunächst in Polizeiakten und rassistischen Nachrichten. Nur durch harte Kämpfe der Angehörigen und ihrer Verbündeten bekommen die Opfer von Rassismus eine angemessene Aufmerksamkeit in den Nachrichten, auf Demoschildern, auf Social Media, aber auch auf mehr und mehr Denkmälern und in den Herzen von vielen Menschen. Weil Menschen die Geschichtsschreibung selber in die Hand nehmen. Die Geschichte der Vielen.

Angetrieben von der Hoffnung, dass die Angehörigen ihre Lieben wieder erkennen habe ich sehr lange an den Bildern gearbeitet - habe versucht, das Wesen der Porträtierten aus den privaten Fotos herauszulesen. Mein Ziel ist es, die Porträts in einem würdigen Rahmen auszustellen, bevor die Vertreter*innen der Initiative »Keupstraße ist überall« zusammen mit den Spender*innen die Bilder den Familien schenken werden."

Veronika Dimke